Wir für mehr: Tarifrunde 2016
Die IG Metall Baden-Württemberg fordert für die mehr als 800 000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie 5 Prozent mehr Entgelt für 12 Monate. Das hat die Große Tarifkommission einstimmig beschlossen, am 29. Februar bestätigt der Vorstand die Forderungen.
Zudem wird sich die IG Metall in der anstehenden Tarifrunde für mehr Verteilungsgerechtigkeit einsetzen. "Beschäftigte in nicht-tarifgebundenen Betrieben verdienen bei gleicher Qualifikation und vergleichbarer Tätigkeit durchschnittlich 18 Prozent weniger, bei Frauen beträgt der Unterschied 27, bei Beschäftigten mit einfachen Tätigkeiten 28 Prozent. Das wollen wir ändern und werden deshalb verstärkt Belegschaften aus Betrieben ohne Tarifbindung oder mit Anerkennungs- und Haustarifvertrag in unsere Aktionen einbeziehen", sagte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg.
Ziel ist es, die Tarifbindung von derzeit um die 50 Prozent deutlich zu steigern. "Damit beginnen wir jetzt, unser Engagement geht aber sicherlich über die M+E-Tarifrunde 2016 hinaus", so Zitzelsberger.
Ihre Forderung nach 5 Prozent mehr Entgelt und Ausbildungsvergütungen begründet die IG Metall mit einem Ausgleich des verteilungsneutralen Spielraums sowie einer Umverteilungskomponente zur Stabilisierung der Kaufkraft. Zitzelsberger: "Sämtliche Wirtschaftsinstitute sehen die deutsche Wirtschaft 2016 auf stabilem Wachstumskurs - trotz einiger weltpolitischer Unwägbarkeiten. Die Metall- und Elektrounternehmen sind nach wie vor gut ausgelastet und erwirtschaften hohe Renditen." Der verteilungsneutrale Spielraum aus der erwarteten gesamtwirtschaftlichen Produktivität und der EZB-Zielinflationsrate beläuft sich 2016 auf 3 Prozent, darüber hinaus setzt die IG Metall ihre erfolgreiche Politik zur Stabilisierung der Kaufkraft fort.
Unabhängig von den guten wirtschaftlichen Voraussetzungen erwartet Zitzelsberger keine einfache Tarifrunde, darauf lässt allein der Einsatz der Arbeitgeber gegen eine angemessene Entgelterhöhung schließen. "Dass sich die Arbeitgeber arm rechnen und uns Höhenflüge bei der Forderung vorwerfen, ist wenig überraschend. Dies mit einem "abhebenden Heißluftballon" zu illustrieren, lässt immerhin eine gewisse Fantasie erkennen."
Allerdings sei er über die Kampagne mehr verwundert denn amüsiert, so Zitzelsberger: "Der mit Abstand stärkste Wachstumsbeitrag in Deutschland kommt aus den privaten Haushalten. Ausgerechnet diesen Beitrag, der nachgewiesen wieder der Wirtschaft zu Gute kommt, wollen die Arbeitgeber schmälern, indem sie sich einer angemessenen Entgelterhöhung verweigern."
Dass im gleichen Atemzug mit einer "Beschädigung der Tarifbindung" gedroht werde, ärgere ihn, so Zitzelsberger. "Die Tarifbindung ist seit Jahren stabil - wenn auch auf einem aus unserer Sicht zu niedrigem Niveau. Dass die Arbeitgeber regelmäßig das Argument der Verbandsflucht heraufbeschwören, könnte zur selbst erfüllenden Prophezeiung werden und ist nicht sonderlich clever."
Nach dem Vorstandsbeschluss kommende Woche gehen die Tarifverhandlungen in den einzelnen Bezirken im März in die erste Runde. Auftakt in Baden-Württemberg ist am 16. März in Böblingen.
Letzte Änderung: 23.02.2016